Wer nachhaltig produziert, schont nicht nur Ressourcen, sondern arbeitet oft auch wirtschaftlicher. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt ein aktuelles Pilotprojekt, das die Sparkasse Berchtesgadener Land mit ins Leben gerufen hat. Es erprobt die sogenannte „regenerative Bewirtschaftung“ landwirtschaftlicher Böden.
Worum geht es dabei? Die intensive Bewirtschaftung von Acker- und Weideflächen, die vielfach in der Landwirtschaft praktiziert wird, ist zuweilen eine große Belastung für die Biodiversität. Obwohl sich mit dieser Methode kurzfristig Erträge steigern lassen, werden ohne entsprechende Vorkehrungen auf Dauer die Böden und Grundwasserreservoirs erschöpft. Das beeinträchtigt langfristig auch die Produktivität und Wirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Betriebe.
In der regenerativen Landwirtschaft wird ein anderer Ansatz gewählt. Hier werden die Böden so bewirtschaftet, dass Biodiversität und Vitalität erhalten bleiben. Vereinfacht gesagt: Pflanzen binden durch ihre Stoffwechselaktivität CO2 und erzeugen dadurch Humus. Humus fördert das Pflanzenwachstum, verbessert die Wasserspeicherfähigkeit und schützt gegen Extremwetterereignisse. Die regenerative Landwirtschaft unterstützt diese natürliche Humusbildung des Bodens, etwa durch den Einsatz von Düngemitteln oder von Begrünungsmaßnahmen, die die natürliche Vielfalt nicht reduzieren, sondern beleben. Das Ziel: Die Böden insgesamt widerstandsfähiger zu machen und ihren Ertragsreichtum langfristig zu sichern.
Diese nachhaltige Bewirtschaftung nützt auch dem Klima. Denn bereits ein Prozent mehr Humus pro Hektar kann 50 Tonnen CO2 binden und den klimaschädlichen Treibhauseffekt ausbremsen. Dieses wirksame Zusammenspiel von Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz ist Ziel des Berchtesgadener Projekts. Neben der Sparkasse Berchtesgadener Land sind vier Unternehmen und fünf Landwirte aus dem Landkreis beteiligt, darunter die lokalen Milchwerke, eine Brauerei und ein Landhotel.
Der Feldversuch läuft zunächst über drei Jahre. In diesem Zeitraum absolvieren die Landwirte Fortbildungen in Theorie und Praxis, um die Methoden der regenerativen Landwirtschaft kennenzulernen. Jeder Landwirt stellt zudem fünf Hektar Bodenfläche bereit, je Hektar sollen im Rahmen des Projekts rund 45 Tonnen Humus erzeugt werden. Die beteiligten Unternehmen finanzieren das Projekt und vergüten nach drei Jahren den erreichten Humusaufbau bzw. die damit verbundene CO2-Speicherung finanziell. Im Rahmen des Forschungsprojekts wird zudem analysiert, inwiefern der Humusaufbau die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen verbessert.
Humusaufbau im Antonihof
Das Berchtesgadener Projekt ist in diesem Umfang das erste seiner Art in Deutschland. Methoden der regenerativen Landwirtschaft werden aber auch anderswo eingesetzt. Im Süden Baden-Württembergs begleitet die Sparkasse Schwarzwald-Baar seit einigen Jahren den Antonihof in Bad Dürrheim.
Landwirt Christoph Trütken entwickelt dort mit wissenschaftlicher Begleitung ein Verfahren, um Böden durch Humusaufbau wieder fruchtbar zu machen. Das sorgt nicht nur für gute Erträge auf seinen Äckern und Viehweiden: Durch den Verkauf von Zertifikaten hilft er außerdem regionalen Unternehmen dabei, ihren CO2-Ausstoß zu kompensieren. Auch die Sparkasse Schwarzwald-Baar, die den Aufbau seines landwirtschaftlichen Betriebs als Finanzpartner begleitet hat, gehört mittlerweile zu seinen Kunden. Sparkassen-Vorstandschef Arendt Gruben erklärt: „Wir kompensieren einen Teil unserer unvermeidbaren CO2-Emissionen durch den Humusaufbau des Antonihofes, also direkt hier vor Ort in unserem Geschäftsgebiet.“