Unternehmen müssen zukünftig offenlegen, ob und wie bei ihren Zulieferern Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden – so verlangt es das Lieferkettengesetz. Das gilt auch für Sparkassen. Bei der Sparkasse Krefeld hat man sich früh auf den Weg gemacht und ist dieses Thema gezielt angegangen.
Seit dem 1. Januar 2023 ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), so sein vollständiger Name, in Kraft. Zunächst galt es nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten. Zum 1. Januar 2024 wurde der Geltungsbereich auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden erweitert. Dazu gehört auch die Sparkasse Krefeld, bei der rund 1.400 Menschen arbeiten.
Dort nahm man das Gesetz zum Anlass, sich klarer zu diesem Thema zu positionieren. Anfang des Jahres veröffentlichte die Sparkasse eine Grundsatzerklärung, in der die Achtung der Menschenrechte und die Verantwortung für die Umwelt als zentrale Anliegen benannt werden. Zudem wurde ein Katalog von Maßnahmen beschrieben, um diese Verantwortung bei Mitarbeitenden und Geschäftspartnern zu verankern. Darüber hinaus hat die Sparkasse ein eigenes Referat eingerichtet, das die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben koordinieren und effiziente Prozesse dafür entwickeln soll. Für die Lieferkettenbeauftragte Nicole Carin stehen dabei vor allem zwei Aspekte im Vordergrund: Schaffung von einheitlichen, effizienten Prozessen und eine intensive Kommunikation.
Im ersten Schritt sei es wichtig, bestehende Vertragspartner und Lieferanten systematisch zu erfassen und zu analysieren. Es gebe in der Sparkasse keine zentrale Einkaufsabteilung, die Beschaffung sei dezentral aufgestellt, erläutert sie. Daher sei es wichtig, einen Überblick darüber zu bekommen, wie die Prozesse im Einzelnen ablaufen und welche Entscheidungskriterien jeweils zum Tragen kommen.
Das ist ein komplexes Vorhaben, denn die gesamte Bandbreite des Beschaffungswesens muss dafür in den Blick genommen werden. Auch ist eine geeignete Systematik zu entwickeln, die langfristigen Vertragsverhältnissen ebenso gerecht wird wie Ad-hoc-Einkaufsprozessen. „Ich bin die erste Ansprechpartnerin für den Aufbau und die Überwachung einer effizienten Lieferketten-Compliance“, erläutert Carin. „Zugleich machen wir unsere Mitarbeitenden fit für diese Themenstellung, damit sie die Anforderungen des LksG an ihren Arbeitsplätzen umsetzen können.“
Kommunikation ist die zweite wichtige Säule, sowohl mit den Mitarbeitenden als auch mit den Geschäftspartnern. Es gehe darum, alle Beteiligten zu sensibilisieren und ein Verständnis dafür zu schaffen, was die Zielsetzungen und Anforderungen des Gesetzes sind, erklärt Carin. Die Prozesse müssten der Regulatorik genügen, aber zugleich effizient sein, denn die Mitarbeitenden sollten sich mehr auf ihre Kernaufgaben konzentrieren als auf den vollumfänglichen Umgang mit den gesetzlichen Anforderungen aus dem LkSG. Hier gelte es, eine gute und praktikable Balance zu finden.
Nicole Carin ist es dabei wichtig, das Augenmerk nicht nur auf den Aufwand zu lenken, sondern die vielen positiven Ergebnisse zu betonen: „Die Analyse der Einkaufsprozesse schärft den Blick auf Facetten, die zuvor vielleicht noch nicht gesehen wurden. Als Unternehmen ist man gehalten, wirtschaftlich zu denken. In der Analyse lernt man jedoch, nicht nur auf den Preis zu achten, sondern auch die Frage zu stellen, wie ein Preis zustande kommt. Das vertieft das Verständnis für Produktions- und Lieferprozesse. Es hilft dabei, mögliche Konsequenzen und Risiken zu erkennen und bei der Einkaufsentscheidung zu berücksichtigen.“
Eine wichtige Rolle spielt auch der Austausch innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe. Das Gesetz mache einige klare Vorgaben, sei aber vor allem was die praktische Umsetzung angehe nicht in allen Aspekten konkret, bemerkt Carin. Da gebe es durchaus Handlungsspielräume, die ausgelotet werden müssten, etwa was den Aufbau der Prozesse oder die konkrete Ausgestaltung der Prozessdokumentation betreffe. Hierzu gebe es einen regen Erfahrungsaustausch innerhalb der Sparkassenorganisation, der hilfreich und nützlich sei.
Die praktische Umsetzung des Lieferkettengesetzes sieht Carin deshalb als laufenden Prozess: Vorgehensweisen für neue regulatorische Vorgaben aufzubauen, sei anfangs immer aufwändig. Wenn sich die Abläufe einmal etabliert und eingespielt hätten, werde der Aufwand auch abnehmen. Andererseits würden in der praktischen Anwendung sicher immer wieder neue Fragestellungen auftauchen, zumal sich auch Dienstleister und Lieferanten weiterentwickeln und aktuell das EU-Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz von der EU verabschiedet wurde. Insofern werde die Betrachtung der Lieferkette auch weiterhin ein lebendiges Thema bleiben, das alle Beteiligten noch lange beschäftigen werde.