Verankerung von Nachhaltigkeit in der Sparkassen-Finanzgruppe – Nachhaltigkeitsstrategie | DSGV - 2016

Nachhaltigkeitsstrategie

Verankerung von Nachhaltigkeit in der Sparkassen-Finanzgruppe

Die 560 Mitgliedsinstitute der Sparkassen-Finanzgruppe, davon 393 Sparkassen (Stand: 15.6.2017), sind eigenständig und dezentral im Markt tätig. Die Verantwortung für die Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen und Nachhaltigkeitsstrategien obliegt dementsprechend jedem einzelnen Institut.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband e. V. (DSGV) hat für die Sparkassen ein umfassendes Unterstützungsangebot für die Berichterstattung über Nachhaltigkeit sowie zur Erfassung und Abbildung ihrer gemeinwohlorientierten Leistungen entwickelt. Der folgende Beitrag vermittelt einen Überblick über die konzeptionelle Ausgestaltung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Sparkassen-Finanzgruppe.

Die detaillierte Berichterstattung erfolgt auf Ebene der einzelnen Institute und in ihrem eigenen Ermessen.

IdealPhoto30 © www.istockphoto.com
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Unsere Orientierung für mehr Nachhaltigkeit: Haltung, Produkte, Initiativen

Kern des öffentlichen Auftrags der Sparkassen ist es, Finanzdienstleistungen zum Wohle der Allgemeinheit anzubieten. Aus dieser besonderen, dem Gemeinwohl verpflichteten unternehmerischen Haltung heraus leisten die Institute mit ihrer Geschäftspolitik, ihren Produkten und gesellschaftlichen Initiativen einen substanziellen Beitrag zu nachhaltigem Wohlstandswachstum, Lebensqualität und gesellschaftlicher Zukunftsfähigkeit in der Region.

Für die Erfassung und Abbildung der gemeinwohlorientierten Leistungen der Sparkassen eignen sich die gängigen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung nur bedingt. Daher hat der DSGV in Abstimmung mit Regionalverbänden ein Indikatoren-Set entwickelt, mit dem die Sparkassen die Daten erheben können, die für eine qualifizierte Berichterstattung zu Nachhaltigkeit und zur Erfüllung ihres gesellschaftlichen Auftrags erforderlich sind.

12.1. Gründungsauftrag

Seit über 200 Jahren begleiten die Sparkassen und mit ihnen die Sparkassen-Finanzgruppe den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel in Deutschland mit zeitgemäßen Finanzprodukten und Beratungsangeboten für alle Kundengruppen. Ihr Geschäftsmodell hat dabei große Zäsuren überstanden – die Zeit der Industrialisierung in Stadt und Land, den Neuanfang nach 1918 und 1945, das Zusammenwachsen Deutschlands nach dem Mauerfall. Dabei ist der Wesenskern der Sparkassenidee unverändert geblieben. Seit Jahrzehnten ist er außerdem in den deutschen Sparkassengesetzen als „öffentlicher Auftrag“ rechtlich verankert. Dazu gehören:

  • Der Einsatz für Sparen und Vorsorge sowie der Zugang zu Finanzdienstleistungen für alle Kundengruppen
  • Finanzielle Inklusion ist das Fundament unseres Geschäftsmodells.
  • Ein zweites Kernelement ist der besondere Fokus auf die lokale und regionale Entwicklung und auf deren Hauptakteure, also vor allem private Haushalte, Handwerker, kleine und mittlere Unternehmen und Kommunen.
  • Sparkassen beleben den Wettbewerb am deutschen Bankenmarkt. Sie tun dies durch ihre breite Aufstellung als Retailinstitut und ihre Präsenz in wirtschaftlich starken wie schwachen Teilen Deutschlands.

Der „öffentliche Auftrag“ ordnet den Sparkassen also wesentliche kreditwirtschaftliche, aber auch gesellschaftliche Aufgaben zu. Und er legt fest, dass sich der Erfolg einer Sparkasse an ihrer lokalen Gestaltungskraft misst – das geht weit über die Basisanforderung betriebswirtschaftlicher Solidität hinaus.

12.1. Chancen und Risiken nachhaltigen Wirtschaftens für die Sparkassen-Finanzgruppe

Um den Klimawandel zu verlangsamen, den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern und bessere Lösungen für die weltweit damit einhergehenden sozialen Fragen zu entwickeln, braucht es massive Innovationen und mehr Kapital, als aus öffentlichen Mitteln bereitgestellt werden kann.

Die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung werden die Wirtschaft national und auch weltweit verändern. Sie eröffnen bedeutende Marktchancen für neue Technologien, innovative Ideen und neue Arbeitsweisen. Mit Produkten und Dienstleistungen, die einen positiven Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten, können Unternehmen aller Größenklassen neue Geschäftschancen erschließen.

Auch deshalb gibt es in Deutschland aktuell eine lebhafte Debatte darüber, welche Rolle die Finanzwirtschaft insgesamt bei der Ausgestaltung einer „Green Economy“ spielen kann und soll. Die Frage lautet, ob sie weiterhin als eher dienender Intermediär die Realwirtschaft unterstützt oder ob sie stärker als bislang durch neue eigene Finanzprodukte und Aktivitäten eine nachhaltige Entwicklung mit vorantreibt und damit eine gestaltende Funktion übernimmt. 

Damit Unternehmen Innovationen entwickeln können, brauchen sie einen verlässlichen und kompetenten Finanzpartner, der ihr Geschäft, aber auch die Anforderungen der Märkte kennt, der Risiken und Chancen differenziert beurteilen und deshalb passende Finanzierungslösungen mit dem Kunden entwickeln kann. In diesem Bedarf liegen vielfältige Geschäftsentwicklungspotenziale für die kommunal gebundenen Institute der Sparkassen-Finanzgruppe, die sie auf der Grundlage ihres öffentlichen Auftrags nutzen können. Dabei unterstützen alle Sparkassen aktiv die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort – überall in Deutschland.

Um in den Zukunftsmärkten erfolgreich zu sein, sind Investitionen in Know-how sowie in neue Transparenz- und Beteiligungsinstrumente erforderlich. Dies sind weitere Aufgaben, die in einem durch hohen Wettbewerb und steigende Regulatorik geprägten Umfeld zunächst auch eine zusätzliche Belastung für Kreditinstitute darstellen.

12.2. Bekenntnis der Sparkassen-Finanzgruppe zu Nachhaltigkeit

Als Sparkassen-Finanzgruppe bekennen wir uns zum Prinzip der Nachhaltigkeit: Es verbindet wirtschaftlichen Fortschritt mit sozialer Gerechtigkeit und dem Schutz der natürlichen Umwelt. Zukünftige Generationen sollen überall dieselben Chancen auf ein gutes Leben haben. Mit unserer unternehmerischen Haltung, unseren Produkten und gesellschaftlichen Initiativen wollen wir uns als Sparkassen-Finanzgruppe für die Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks in den Regionen sowie für die Verbesserung der für alle frei zugänglichen Lebensqualität einsetzen.

© Nassauische Sparkasse
© Nassauische Sparkasse

12.1. Personelle Verantwortung für Nachhaltigkeit

Die Verankerung von Nachhaltigkeit erfolgt auf Ebene der einzelnen Institute der Sparkassen-Finanzgruppe.

Mit Nachhaltigkeit befassen sich je nach konkreter Fragestellung mehrere Referate im DSGV mit anteiligen Kapazitäten, die sich eng koordinieren. Regionalverbänden, Landesbanken und Sparkassen werden regelmäßige Erfahrungsaustausche zu Produkt-, Vertriebs- und Berichterstattungsthemen zur Umsetzungsunterstützung angeboten.

H4 Personelle Verantwortung für Nachhaltigkeit Zuständigkeit
Gesamtverantwortung auf Vorstandsebene auf Institutsebene
Operative Verantwortung auf Institutsebene
Zentrale Unterstützungsangebote für Sparkassen Zuständigkeit
Erfahrungsaustausch Nachhaltigkeit der Sparkassen-Finanzgruppe DSGV
Erfahrungsaustausch Nachhaltigkeitsberichterstattung der Sparkassen-Finanzgruppe DSGV

12.1. Nachhaltigkeitsstrategie

Als kommunal verankerte, nachhaltig wirtschaftende Kreditinstitute übernehmen die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe an der Schnittstelle von Unternehmen, Verbrauchern, Investoren und kommunaler Verwaltung eine verantwortliche Rolle bei der Lösung komplexer Zukunftsaufgaben. Zu diesen Herausforderungen gehören der Erhalt stabiler und lebendiger Wirtschaftsstrukturen, der Klimaschutz auf lokaler Ebene und die Weiterentwicklung der Energiewende, die Anpassung an den demografischen Wandel sowie die Überprüfung unseres Lebensstils angesichts sich verknappender Ressourcen. Die Entwicklung und Umsetzung einer konkreten Nachhaltigkeitsstrategie erfolgen auf Ebene der Institute.

12.2. Nachhaltigkeitsziele

Die Definition von Nachhaltigkeitszielen sowie auch die Berichterstattung über die Zielerreichung erfolgt auf Ebene der Institute der Sparkassen-Finanzgruppe.

12.3. Leitsätze zur Nachhaltigkeit

Die „Leitsätze zur Nachhaltigkeit“ der Sparkassen-Finanzgruppe schaffen einen verbindlichen Rahmen für unser Handeln zum Wohle von Bürgern und Region, für den Austausch mit Anspruchsgruppen und für die Erfüllung unserer Nachhaltigkeitsziele.

Unsere Leitsätze zur Nachhaltigkeit

1.
Wir bekennen uns zu unserem öffentlichen [gesellschaftlichen] Auftrag.
2.
Wir machen Finanzwirtschaft verständlich und stellen sie in den Dienst der Menschen und der Wirtschaft.
3.
Wir verpflichten uns dem ressourcenschonenden Wirtschaften.
4.
Wir machen uns stark für nachhaltigen Wohlstand und für bessere Lebensqualität vor Ort.

12.1. Umweltziele

Die Sparkassen-Finanzgruppe verpflichtet sich dem ressourcenschonenden Wirtschaften. Wir arbeiten an der Verkleinerung unseres ökologischen Fußabdrucks; dazu engagieren wir uns unter anderem auch im Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten e. V. und fördern über Erfahrungsaustausche die umweltbezogenen Leistungen unserer Mitgliedsinstitute.

Eine stetig wachsende Zahl von Instituten erstellt Berichte an die Gesellschaft bzw. Nachhaltigkeitsberichte und hat im eigenen Haus ein Umweltmanagementsystem etabliert. Die Berichterstattung dazu erfolgt derzeit auf lokaler Ebene.

12.1. Nachhaltigkeitsstandards in der Sparkassen-Finanzgruppe

Die Sparkassen-Finanzgruppe fördert die stabile Entwicklung der regionalen Wirtschaft sowie die Entwicklung der Infrastruktur in ihren Geschäftsgebieten. Wir tragen maßgeblich zum Klimaschutz und zum Ausbau erneuerbarer Energien sowie zur Bewältigung demografischer Herausforderungen und sozialer Aufgaben bei.

Die Sparkassen sind als Intermediär ein zentrales Element des regionalen Wirtschaftskreislaufs und arbeiten zum Wohle der Region. Ihre Wertschöpfung erbringen sie – ihrem nachhaltigen Geschäftsmodell entsprechend – im Wesentlichen selbst und richten ihr Produktangebot an regionalen Bedürfnissen aus: Sparkassen verwenden die Einlagen ihrer Kunden vor allem zur Refinanzierung von Krediten an kleine und mittlere Unternehmen, private Personen und Kommunen. Die Sparkassen bieten allen Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu modernen Finanzdienstleistungen. Dazu gehören auch Anlageprodukte mit einem besonderen ökologischen und sozialen Nutzen.

H8 Nachhaltigkeitsstandards
Passivgeschäft
Kriterien sind für einzelne Passivprodukte definiert und dokumentiert (z. B. nachhaltige Fonds, Sparkassen-Umweltsparbriefe). Einige Verbundpartner haben weitergehende Nachhaltigkeitsstandards für das Anlagegeschäft implementiert.
Aktivgeschäft
Bei Verbundpartnern wie der DekaBank und einigen Landesbanken sind ethische bzw. Richtlinien aus Nachhaltigkeitssicht für Finanzierungsgeschäfte implementiert.
Eigenanlage
Refinanzierung im Wesentlichen über Kundeneinlagen oder Förderbanken; Eigenanlage in risikoärmere Anlageformen bei Sparkassen. Bei einigen Verbundpartnern sind nachhaltigkeitsorientierte Richtlinien für die Eigenanlage implementiert. Die DekaBank bietet im Rahmen des Deka-Treasury-Kompass den teilnehmenden Sparkassen den „imug Quick Check Treasury-Kompass Nachhaltigkeit“ an. Dazu hat die Nachhaltigkeitsratingagentur imug auf Initiative der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement der DekaBank exklusiv einen Nachhaltigkeitsfilter für die Sparkassen-Eigenanlagen entwickelt. Dieser Nachhaltigkeitsfilter umfasst Ausschlusskriterien zu den Themenfeldern Umwelt, Rüstung, ILO-Kernarbeitsnormen und Korruption.
Einkauf und Beschaffung
Nachhaltigkeitsstandards für Beschaffung und Einkauf bzw. ein nachhaltiges Beschaffungsmanagement sind bei Verbundpartnern wie der DekaBank und einigen Landesbanken implementiert.

12.1. Beitrag zum Gemeinwesen

Unsere Geschäftstätigkeit sowie auch die daraus erwirtschafteten Erträge kommen der Gesellschaft in allen Regionen Deutschlands zugute: Mit 20,1 Milliarden Euro (2015: 20,9 Milliarden Euro) hat die Sparkassen-Finanzgruppe (Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen) als Steuerzahler, als Arbeitgeber für mehr als 322.000 (2015: mehr als 324.000) Menschen und als Förderer des Gemeinwohls in einem erheblichen Umfang zum Gelingen des Gemeinwesens in Deutschland beigetragen. So konnten wir dank unserer erfolgreichen Arbeit allein 450 Millionen Euro (2015: 470 Millionen Euro) für wichtige gesellschaftliche Aufgaben und Anliegen bereitstellen. Durch 738 (2014: 748) nachhaltig arbeitende, gemeinnützige Stiftungen von Sparkassen und anderen Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe wird die Förderung gemeinnütziger Projekte in den Regionen dauerhaft sichergestellt.

H21 Beitrag zum Gemeinwesen Volumen in €
Ertragsabhängige Steuerzahlungen 3499000000
Personalaufwand 16163000000
Spenden, Sponsoring, Zweckerträge 450000000
Auftragsvergaben an regionale Unternehmen n. e.
Ausschüttungen an Träger n. e.
Gesamt 20112000000

Bericht an die Gesellschaft 2016

Haltung