Beschäftigungspolitik
Neue Impulse für mobiles Arbeiten
Die Stadtsparkasse Oberhausen hat schon vor der Corona-Pandemie auf mehr Flexibilität am Arbeitsplatz gesetzt. Das Institut will mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, Arbeitsort und Arbeitszeit selbständig zu bestimmen.
Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt verändert. Unternehmen und Verwaltungen waren quasi von einem Tag auf den anderen gezwungen, Arbeitsweisen radikal umzugestalten. Dabei wurden viele Entwicklungen beschleunigt, die sich schon seit einigen Jahren angedeutet hatten. Vor allem der Trend zum mobilen Arbeiten, zur Arbeit im Home-Office, erlebte auf einmal einen deutlichen Anschub.
Mehr Flexibilität in der Gestaltung der eigenen Arbeitswelt, das wünschen sich viele Menschen. Sie wollen Stoßzeiten auf dem Weg zum Arbeitsplatz vermeiden, Beruf und Familie besser vereinbaren, Routine-Aufgaben ohne Termindruck abarbeiten können. Es sind aber nicht nur die Wünsche und Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Banken dazu veranlassen, über die Neugestaltung von Arbeitswelten nachzudenken. Die Digitalisierung verändert auch die Wünsche und Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden: Websites und Online-Shops signalisieren ständige Verfügbarkeit und Ansprechbarkeit, die zunehmend auch von Finanzdienstleistern erwartet werden. Hinzu kommt der steigende Wettbewerbsdruck und die zunehmenden Dokumentations- und Aufklärungspflichten im Zuge von Regulierungsvorschriften, während gleichzeitig die Personalstärke tendenziell abnimmt. Eine flexiblere Gestaltung von Arbeitswelten und -zeiten könnte dazu beitragen, diese unterschiedlichen Aspekte zu verknüpfen. Aber sie schafft auch neue Herausforderungen. Klare Spielregeln müssen geschaffen werden für die Strukturierung dieser neuen Arbeitsverhältnisse, für Anwesenheiten und Verfügbarkeiten, für Gesundheitsschutz, Datenschutz, Teamwork und Motivation.
Die Stadtsparkasse Oberhausen hat schon vor der Pandemie auf mehr Flexibilität am Arbeitsplatz gesetzt. Das Institut will mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, Arbeitsort und Arbeitszeit selbständig zu bestimmen. Zugleich müssen diese Flexibilisierungen natürlich den betrieblichen Notwendigkeiten genügen. Daher beteiligt sich das Institut am wissenschaftlichen Projekt MASTER, das die Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten auslotet. Das Akronym „MASTER“ steht für „Management ständiger Erreichbarkeit“. Projektleiterin Nina Paul von der Universität Freiburg will im Rahmen des Projekts ermitteln, welche Notwendigkeiten in unterschiedlichen Branchen bestehen, wie mobile Arbeitsbedingungen darauf antworten und wie die Interessen von Arbeitgebern, Belegschaft und Kunden vereinbart werden können. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ (INQA), fachliche Begleitung stellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
In der Stadtsparkasse Oberhausen konnten bereits konkrete Ergebnisse ausgearbeitet werden. In gemeinsamen Workshops mit den Forschern entwickelten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts Spielregeln für die Verfügbarkeit, beispielsweise für die Erreichbarkeit in der Freizeit oder die Nutzung privater Handys für berufliche Zwecke. Die Überlegungen mündeten in eine Dienstvereinbarung, die von Vorstand und Personalrat im Sommer 2019 unterzeichnet wurde. Mobiles Arbeiten ist demnach grundsätzlich für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkasse möglich, wird aber in der ersten Phase des Projekts auf maximal 20 Prozent der monatlichen Arbeitszeit begrenzt. Erforderlich ist ein entsprechender Antrag an die jeweilige Führungskraft, wobei nicht nur die fachliche Qualifizierung, sondern auch die persönlichen Kompetenzen und Eigenschaften überprüft werden. Geplant ist zunächst eine Testphase von einem Jahr, dann sollen je nach Notwendigkeit weitere Änderungen vorgenommen werden.
„Wir ermöglichen mit einer Dienstvereinbarung zum ‚mobilen Arbeiten‘ mehr Flexibilität bei der Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort. Das erhöht unsere Attraktivität als Arbeitgeber und wir erreichen trotzdem die Berücksichtigung der betrieblichen Notwendigkeiten“, so Oliver Mebus, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Oberhausen. „Wir möchten die Beschäftigten in diesem Prozess begleiten und mit ihnen erarbeiten, wie beispielsweise der Umgang mit Kontaktanfragen in der Freizeit zukünftig aussehen kann“, ergänzt Vorstandsmitglied Thomas Gäng die auszulotenden Perspektiven.