Wie Sparkassen die Nachhaltigkeit im Mittelstand stärken

Gute Zeiten für Pioniere

Johann Schäfer backt keine kleinen Brötchen. Sein Betrieb, die „Schäfer Dein Bäcker GmbH“, beschäftigt 1.500 Mitarbeiter, betreibt 150 Filialen rund um die nordhessische Kreisstadt Limburg und erzielt einen Jahresumsatz von knapp 100 Millionen Euro. Damit zählt das Unternehmen laut eigenen Angaben zu den 20 größten Handwerksbäckereien in Deutschland. Der traditionsreiche Familienbetrieb ist ein erfolgreicher deutscher Mittelständler – und ein gutes Beispiel für die Art von Unternehmen, die für eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft notwendig sind.

Bei Schäfer hat man die Zeichen der Zeit früh erkannt. Das Bäckerhandwerk ist energieintensiv: Die Kosten für Strom und Gas stellen einen wesentlichen Teil der Betriebskosten dar. Bereits vor fünf Jahren plante das Unternehmen den Bau einer energieeffizienten Backstube und die Entwicklung eines nachhaltigen Energiemanagementkonzepts am Stammsitz in Limburg. Die Investition betrug etwa 40 Millionen Euro. Um dies zu finanzieren, benötigt ein mittelständisches Unternehmen verlässliche Partner. Im Fall von Schäfer waren das lokale Sparkassen sowie die Unternehmen Deutsche Leasing und DAL Deutsche Anlagen-Leasing, die ein passendes Finanzierungskonzept erstellten.

Die Transformation der Wirtschaft erfordert viele Erfolgsgeschichten wie die von Johann Schäfer. Die Sparkassen und ihre Partner spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie für viele mittelständische Unternehmen der Hauptfinanzierungspartner sind. „Hier überzeugen Finanzdienstleister, die nicht nur gut vernetzt und regional präsent sind, sondern auch über wichtige Spezialkompetenzen verfügen“, ist Kai Ostermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leasing AG, aufgrund langjähriger Erfahrung in der Finanzierung verschiedenster Transformationsprojekte überzeugt.

Auswirkungen des eigenen Geschäftsmodells beschreiben

Die EU will auch mittelständische Unternehmen stärker als bisher in die Pflicht nehmen, ihr Geschäftsmodell nachhaltig auszurichten. Wichtigstes Instrument dafür ist die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD). Sie verpflichtet Unternehmen dazu, die Nachhaltigkeit ihres Geschäftsmodells und ihrer unternehmerischen Strategien für nachhaltigeres Wirtschaften mithilfe der European Sustainability Reporting Standards – ESRS) nachprüfbar offenzulegen. Die CSRD erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich. Waren es in Deutschland bisher nur rund 500 Unternehmen berichtspflichtig, so werden es künftig rund 15.000 sein – darunter auch viele Mittelständler. Europaweit steigt die Zahl der Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeit transparent und überprüfbar machen müssen, auf gut 50.000.

Die Direktive der EU stellt hohe Anforderungen an mittelständische Unternehmen: Sie müssen genaue Daten erheben und bereitstellen, um ihre Nachhaltigkeitsziele, die Nachhaltigkeitsrisiken ihres Geschäftsmodells und die langfristigen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Klima, Umwelt und soziale Aspekte quantifizieren zu können. Für viele Mittelständler ist die systematische Aufbereitung solcher Informationen noch Neuland, und mit den bisher vorhandenen Ressourcen und Personalkapazitäten kaum zu bewältigen. Daher gibt es viel Bedarf an Beratung und Unterstützung zu diesen Themen.

Denn die Zeit drängt: Auch Unternehmen, die nach der Richtlinie erst ab 2026 berichtspflichtig werden, sollten bereits jetzt ihr Geschäftsmodell kritisch hinterfragen und nach den Vorgaben der CSRD und ESRS analysieren. Denn es ist absehbar, dass Banken und Versicherungen bei Kredit- und Finanzierungsgeschäften künftig verstärkt nachhaltigkeitsrelevante Kriterien berücksichtigen werden, um diese wiederum in ihrer eigenen Berichterstattung angemessen abbilden können.

In der Herausforderung liegt aber auch eine Chance: Sie bietet mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell auf seine langfristige Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen und Investitionen gezielt dort zu tätigen, wo sie nachhaltige Wirkungen erzeugen. Begünstigt wird dies dadurch, dass viele Sparkassen und andere Finanzinstitute damit begonnen haben, Finanzierungslösungen so zu gestalten, dass Nachhaltigkeitsaspekte stärker berücksichtigt werden. Wie das funktionieren kann, zeigt die wachsende Nachfrage nach sogenannten Sustainability-Linked-Loans (SLL), bei denen Konditionen und Verzinsung an die Einhaltung bestimmter Kriterien geknüpft sind. Nach Erkenntnissen der Helaba lag im Jahr 2021 der Anteil von Konsortialkrediten, deren Zinsmarge an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt ist, bereits bei rund 40 Prozent. Tendenz weiter steigend. Das weltweite Marktvolumen wird auf 428 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Finanzierungen berücksichtigen zunehmend Nachhaltigkeitskriterien

„Ein wesentlicher Grund für die steigende Nachfrage besteht darin, dass auch mittelständisch geprägte Unternehmen Finanzierungen mit einem ESG-Element künftig einfacher darstellen können“, sagt Alexander Rasch, Experte für Sustainable Finance Advisory bei der Helaba. Ein Beispiel dafür ist ein Finanzierungsprojekt, das die Helaba zusammen mit der Sparkasse Bochum auf den Weg gebracht hat. Gemeinsam finanzieren die beiden Partner für einen Kunden aus der Immobilienbranche zwei Projektentwicklungen für Logistikimmobilien mit einem Volumen von 25 Millionen Euro. Das Besondere daran: Der Kreditvertrag enthält eine innovative EU-Taxonomie-Komponente. Die Konditionen für den Kunden verbessern sich, wenn er nach Fertigstellung nachweisen kann, dass die Bewertungskriterien der EU-Umwelttaxonomie für einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz eingehalten wurden.