Forschungsstelle Nachhaltigkeit der HFM forscht zu Nachhaltigkeitswissen in der Praxis

Stabile Schritte zur Transformation

Die Zeit drängt: Viele junge Menschen fragen sich, ob sie in naher Zukunft eine gesunde Umwelt haben werden. Deshalb wird intensiv diskutiert, ob dafür sogar ein Verzicht auf Wohlstand notwendig ist. Entsprechend ist die künftige, faire Verteilung von natürlichen Ressourcen ein Streitthema in der Gesellschaft. Eine starke, nachhaltige Wirtschaft kann dazu beitragen, diesen Konflikt zu mildern. Der Kreditwirtschaft kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie hat die Aufgabe, Finanzströme in nachhaltige, klimafreundliche und gleichzeitig ökonomisch sinnvolle Aktivitäten zu lenken.

Interdisziplinärer Transfer für praktische Anwendungen

Die Einrichtung der Forschungsstelle Nachhaltigkeit an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) ist Bestandteil der Maßnahmen im Rahmen der vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) initiierten freiwilligen „Selbstverpflichtung für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften“. Die Forschungsstelle soll zur Schärfung des besonderen Profils der Hochschule beitragen und ist wichtige Mittlerin in der Zusammenarbeit der Wissenschaften und der Kreditwirtschaft. Dabei steht weniger die Schaffung von Grundlagenwissen im Fokus, sondern vielmehr der interdisziplinäre Transfer von Forschungsergebnissen für eine praktische Anwendung. Damit fungiert sie unter anderem auch als kompetente Ansprechpartnerin für Sparkassen, Banken und andere Finanzinstitute.

Im Jahr der Gründung 2022 waren die Entwicklung der Arbeitsschwerpunkte und die Eingliederung in die Hochschulstruktur sowie die Schaffung eines Teams und die Öffentlichkeitsarbeit die zentralen Aufgaben. Trotz dieser anspruchsvollen Gründungsaktivitäten konnte das Team Forschungsideen zur Nachhaltigkeit entwickeln und erste Forschungsvorhaben angehen.

Ein Schwerpunkt des forschungsbezogenen Bereichs sind Probleme, die an den Grundsätzen für verantwortungsbewusstes Bankwesen der Vereinten Nationen (Principles for Responsible Banking, United Nations Environment Programme Finance Initiative) orientiert sind. Durch die Berücksichtigung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit ergeben sich Handlungsfelder in nahezu allen Unternehmensbereichen. Die Forschungsfragen untersuchen Themen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel im Umgang mit Kunden, im Personalmanagement, in den betrieblichen Abläufen, bei der Finanzierung und bei Investitionen, in der Steuerung der Bank sowie in der Bankenaufsicht.

Projekte zur praktischen Umsetzung

Die aktuellen Forschungsprojekte der Forschungsstelle beschäftigen sich insbesondere mit der praktischen Umsetzung von Nachhaltigkeit in Sparkassen. Dazu gehören beispielsweise folgende Fragen: Wie steht es um die Vielfalt in den Vorständen und Verwaltungsräten von Sparkassen? Welche Auswirkungen hat ein Fokus auf Nachhaltigkeit auf die Personalwirtschaft? Welche Vorteile bietet eine divers zusammengestellte Leitung und welche regulatorischen Anforderungen müssen beachtet werden?

Ein anderes Projekt erforscht die Umsetzung der Abfragen zur Nachhaltigkeitspräferenz, zu der Finanzdienstleister seit 2022 aufgrund regulatorischer Bestimmungen verpflichtet sind. Es wird untersucht, wie die neuen Anforderungen im Kontext des bestehenden Anlageuniversums umgesetzt werden können, ohne dass Anleger auf eine breit diversifizierte Portfolioallokation verzichten müssen.

Ein weiteres Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Zertifizierung der Energieeffizienz kleinerer und mittlerer Unternehmen. Hier arbeitet die Forschungsstelle u.a. mit der RWTH Aachen zusammen. Ziel ist die Entwicklung eines Klassifizierungssystems, das Finanzinstituten ermöglicht, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auch bei Unternehmen einzuschätzen, die selbst nicht zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung, zum Beispiel nach CSRD und ESRS, verpflichtet sind.

Think Tank für Themen der gesamten Wertschöpfungskette

„Wir verstehen uns als Think Tank für die Themenbereiche aus der gesamten Wertschöpfungskette der Kreditinstitute, die mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht werden müssen, und sind damit wichtiger Partner in der interdisziplinären Zusammenarbeit der verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen“, sagt Professorin Dr. Claudia Breuer, die Leiterin der Forschungsstelle. „Darüber hinaus bündeln wir Forschungsergebnisse für die Kreditwirtschaft, insbesondere für die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe, und fungieren als Ansprechpartner zu Fragestellungen der Umsetzung von Nachhaltigkeit.“