Eigenanlage und Kundenanlage
Nachhaltig auf solidem Fundament
Mit einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie steuert die Sparkasse Bremen in die Zukunft. Ein zentrales Handlungsfeld ist dabei die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Kapitalanlage. Sparkassen wie auch Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe haben in diesem Bereich große Fortschritte erzielt und die Angebotspalette nachhaltiger Anlageprodukte erheblich ausgebaut.
Im November 2020 war es so weit. Nach nur 21 Monaten Bauzeit konnte die neue Hauptstelle der Sparkasse Bremen im Technologiepark an der Universität Bremen bezogen werden. Die Neueröffnung sorgte für Aufsehen. Denn sie setzt nicht nur architektonische Akzente, sondern steht beispielhaft für die Strategie, mit der die Sparkasse Bremen in die Zukunft steuert.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Sparkasse Bremen setzt auf vier Schwerpunkte: Natur und Umwelt, Mensch, Produkte und Dienstleistungen sowie Transparenz. Alle vier Aspekte spiegeln sich auch in der Gestaltung des Hauptstellengebäudes wider. Für die Energieversorgung werden erneuerbare Quellen genutzt: Die Energie für den Neubau wird zu zwei Dritteln aus Geothermie gewonnen, wofür die Sparkasse eigens Erdsonden bohren ließ. Den weiteren Bedarf deckt eine Solaranlage auf dem Dach sowie Ökostrom aus der Region. ÖPNV-Anbindung, E-Ladestationen und Fahrradstellplätze erleichtern eine klimafreundliche Mobilität. Räumlichkeiten und Gebäudestruktur ermöglichen zudem flexible, zeitgemäße Formen des Arbeitens, im Team oder individuell. Auch der Standort ist bewusst gewählt: Sie macht deutlich, dass zukunftsfähiges Denken von der Vernetzung innovativer Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft profitiert.
Für die ökologische Nachhaltigkeit hat sich die Sparkasse Bremen ehrgeizige Ziele gesetzt und auch schon wichtige Etappen erreicht. Seit März 2020 arbeitet sie klimaneutral. Die Klimabilanz konnte durch die Umstellung auf Ökostrom und Ökogas deutlich verbessert werden. Die Unterstützung wichtiger Klimaschutzprojekte in der ganzen Welt wirkt sich ebenfalls positiv auf die Bilanz aus. Im Jahr 2020 wurde beispielsweise die Plastic Bank gefördert, eine global agierende Initiative zum Schutz der Meere: Sie richtet in Entwicklungsländern Wechselstuben ein, in denen die Menschen Plastikmüll gegen Geld, Lebensmittel, Trinkwasser oder Schulgebühren eintauschen können.
Die nachhaltige Ausrichtung wird in allen Geschäftsbereichen vorangetrieben. So hat die Sparkasse Nachhaltigkeitskriterien in das Depot A integriert und richtet somit ihre Eigenanlagen an Aspekten wie Umweltschutz oder sozialer Verantwortung aus. Auch das Produktportfolio wird Zug um Zug nachhaltiger gestaltet: Für Kundinnen und Kunden, die verantwortungsbewusst investieren wollen, gibt es etwa den in Eigenregie aufgelegten, nachhaltigen Fonds „BremenKapital FairInvest“. Der eigene Robo-Advisor Smavesto bietet ebenfalls Zugriff auf nachhaltige Anlageprodukte. Das klimafreundliche „Bremer Konto Start“, das eigens für junge Menschen aufgelegt wurde, kompensiert den CO2-Verbrauch durch Investitionen in regionale Klimaschutzprojekte und ermöglicht Nachhaltigkeit schon bei alltäglichen Finanzgeschäften.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Sparkasse Bremen nimmt aber nicht nur Klima- und Umweltaspekte in den Blick, sondern auch Themen mit sozialer Relevanz. So setzt die Sparkasse daher auf ein neues Konzept von Präsenz: In neu gestalteten „Stadtteilfilialen“ präsentiert sie sich als Gastgeberin im Quartier. Freundlich gestaltete Räumlichkeiten mit Wohnzimmer- und Lounge-Atmosphäre bieten Raum für nachbarschaftliche Vernetzung und lokale Veranstaltungen. „Unser Anspruch ist, dass unsere Kundinnen und Kunden uns als nachhaltigen Finanzdienstleister wahrnehmen und Aspekte der Nachhaltigkeit regelmäßig erleben, wenn sie mit der Sparkasse in Kontakt treten“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Tim Nesemann. „Es geht darum, die Bedürfnisse der heute lebenden Menschen zu erfüllen, ohne dabei die späteren Generationen in ihren Möglichkeiten einzuschränken.“
Nachhaltigkeit in der Finanzanlage der Sparkassen-Finanzgruppe
Die Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe wirken in einem starken Verbund zusammen. Sie agieren als selbstständige Institute, vernetzen aber gleichzeitig ihre Leistungsangebote. Diese Synergieeffekte machen den Verbund effizient und schlagkräftig – und helfen gleichzeitig, zukünftige Trends zu erkennen und angemessene Antworten zu finden. Bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in der Kapitalanlage haben die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Besondere Entwicklungen gab es 2020 im Bereich der nachhaltigen Anlageberatung sowie bei der Erweiterung der Produktpalette nachhaltiger Wertpapiere.
Die DekaBank als zentrales Wertpapierhaus sowie die Investmentgesellschaften der Landesbanken stellen für die Sparkassen ein umfassendes nachhaltiges Produktsortiment, das sie 2020 nochmals überarbeitet und erweitert haben. Mit Stand April 2021 stehen den Sparkassen daher rund 40 nachhaltige Publikumsfonds sowie mehr als 1.000 nachhaltige Zertifikate bzw. Anleihen zur Verfügung. Das Angebot an nachhaltigen Wertpapieren soll kontinuierlich weiter ausgebaut werden.
Die Verantwortung für die Definition und Integration von Nachhaltigkeitsstandards für die Eigenanlage (Depot A) und auch für die Kundenanlage (Depot B) liegt auf Institutsebene. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Überblick, inwieweit Nachhaltigkeitsaspekte in den Sparkassen sowie in den Verbundinstituten der Sparkassen-Finanzgruppe (insbesondere der DekaBank und der Landesbanken) berücksichtigt werden.
Nachhaltigkeit in der Finanzanlage der Sparkassen
Nachhaltigkeit in der Kundenanlage (Depot B)
Die Sparkassen bieten allen Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu modernen Finanzdienstleistungen. Dazu gehören auch Produkte mit einem besonderen ökologischen und/oder sozialen Nutzen für Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld in sozial und ökologisch besonders verantwortlich handelnde Unternehmen und Institutionen investieren möchten.
Nachhaltige Anlageberatung
Die Sparkassen haben bei der Einführung der nachhaltigen Anlageberatung eine Führungsrolle übernommen. Kommende gesetzliche Anforderungen haben sie gemeinsam mit ihren Verbundpartnern proaktiv und frühzeitig umgesetzt. Die technischen Voraussetzungen für die Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung wurden bereits im Juni 2020 geschaffen, etwa 290 Sparkassen nutzten diese Möglichkeit seitdem freiwillig.
Seit Mai 2021 wird die nachhaltige Anlageberatung flächendeckend in allen Sparkassen Deutschlands umgesetzt. Jede Kundin und jeder Kunde einer Sparkasse wird verpflichtend in jeder Beratung gefragt, ob sie oder er Interesse an nachhaltigen Wertpapieren hat. Bei einer positiven Antwort werden in der Beratung entsprechend ein oder mehrere nachhaltige Produkte empfohlen. Im Rahmen der nachhaltigen Anlageberatung werden ESG-Strategieprodukte und Impact-Anlagen als nachhaltige Produkte ausgewiesen.
- ESG-Strategieprodukte: Bei einem ESG-Strategieprodukt verfolgt der Produkthersteller mit Blick auf das dem Produkt zugrunde liegende Investment beziehungsweise den Basiswert eine nachhaltige Strategie. Meist handelt es sich dabei um den sogenannten Best-in-Class-Ansatz. Danach investiert ein Investmentfonds nur in Unternehmen, die zum Beispiel mindestens ein bestimmtes Nachhaltigkeitsrating bei einer unabhängigen Ratingagentur aufweisen. Der Best-in-Class-Ansatz zielt darauf ab, dass Gelder in Unternehmen fließen, die sich – gemessen an der jeweiligen Branche – durch besondere Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit auszeichnen.
- Auswirkungsbezogene Produkte (Impact Investment): Mit einem Impact-Produkt fördern Anleger den Übergangsprozess in Richtung mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Ein Impact-Investment zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit dem investierten Geld eine positive und messbare Auswirkung auf Umwelt und Gesellschaft geschaffen wird. Der vom Kunden entrichtete Anlagebetrag wird also gezielt in Unternehmen investiert, die durch ihr Produkt- oder Dienstleistungsangebot sowie durch ihr unternehmerisches Verhalten aktiv zu der Erfüllung eines oder mehrerer der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele beitragen.
Umfassende Schulungen
Auch die Schulungen der Wertpapierberaterinnen und Wertpapierberater in den Sparkassen wurde 2020 intensiviert, damit sie die jeweils von ihnen empfohlenen nachhaltigen Finanzinstrumente umfassend kennen und beurteilen können. Aktuelle Produktkenntnisse werden durch ein qualifiziertes Schulungs- und Weiterbildungsangebot kontinuierlich vermittelt.
Nachhaltigkeit in der Eigenanlage (Depot A)
Die Refinanzierung der Sparkassen erfolgt im Wesentlichen über Kundeneinlagen oder Förderbanken; die Eigenanlage erfolgt in risikoärmere Anlageformen. Im Rahmen der „Selbstverpflichtung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften“ haben die unterzeichnenden Institute das Ziel bekräftigt, Methoden zur Abschätzung der Klimaauswirkungen in ihren Anlageportfolios weiterzuentwickeln.
Die DekaBank bietet den Sparkassen beispielsweise die Möglichkeit, mit dem „Deka Treasury-Kompass“ einen detaillierten Nachhaltigkeitscheck für ihre Eigenanlagen durchzuführen, der auf den Kriterien des UN Global Compact basiert. Knapp 190 Sparkassen haben 2020 ihre Direktbestände in der Eigenanlage auf Basis des „Deka Treasury-Kompass“ analysieren lassen. Dabei entsprechen rund 99 Prozent des geprüften Anlagevolumens den Nachhaltigkeitskriterien.
Der „Deka Research Hub“ unterstützt die Sparkassen ebenfalls dabei, Nachhaltigkeitskriterien bei ihrer Kapitalanlage zu berücksichtigen. Er bietet umfassende Analysen zu Emittenten von Pfandbriefen und anderen Wertpapieren. Einer der insgesamt vier Analysebausteine liefert Informationen zu den Nachhaltigkeitsleistungen und -ratings der Emittenten. In Zusammenarbeit mit der imug rating GmbH werden u. a. Informationen über mögliche Verstöße der Emittenten gegen die Prinzipien des UN Global Compact sowie zur Gesamtqualität des Nachhaltigkeitsmanagements bereitgestellt.
Nachhaltigkeit in der Finanzanlage der Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe
Übergeordnete Nachhaltigkeitsstandards im Investment-Prozess
Die Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe haben Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Investment-Prozesse eingebunden. Auf der Grundlage des sogenannten „Verbändekonzepts“ der Interessenvertretung der kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände „Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK)“ sind Nachhaltigkeitsaspekte für die Investitionsentscheidungen oder die Auswahl der Basiswerte definiert und in die Prozesse integriert.
Im Rahmen des Verbändekonzepts werden für Fonds und Zertifikate drei Stufen für die Berücksichtigung von ESG-Kriterien definiert: Produkte der Kategorien „Basic“, „ESG“ und „ESG-Impact“. Für nachhaltige Finanzinstrumente (sog. ESG-Strategieprodukte) sind im Verbändekonzept Mindestausschlüsse definiert. Dies bedeutet, dass die Produktanbieter bei einem nachhaltigen Produkt nicht in bestimmte Unternehmen investieren (bei Investmentfonds), die besonders hohe Nachhaltigkeitsrisiken aufweisen, oder diese Unternehmen nicht als Basiswert zugrunde legen (bei Zertifikaten). Nach der Definition des Verbändekonzepts muss ein nachhaltiges Produkt der Klasse „ESG“ oder „ESG-Impact“ die nachfolgenden Mindestausschlüsse berücksichtigen:
- Geächtete Waffensysteme 0 %
- Rüstungsgüter > 10 %
- Tabakproduktion > 5 %
- Kohle > 30 %
- Schwere Verstöße eines Unternehmens gegen den UN Global Compact
Ergänzend dazu haben die Landesbanken, die DekaBank als zentrales Wertpapierhaus der Sparkassen sowie fast alle öffentlichen Versicherer die „Principles for Responsible Investment“ der Vereinten Nationen (UN PRI) unterzeichnet. Damit verpflichten sie sich dazu, ökologische, soziale und governancebezogene Aspekte in ihre Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich aufzunehmen.
In der nachfolgenden Übersicht sind die wesentlichen übergeordneten Nachhaltigkeitsrichtlinien zusammengefasst, die von den Verbundunternehmen angewendet werden (Stand 30.06.2021). Die Angaben werden nach Bedarf unterjährig aktualisiert.