© Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e. V.
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Wirtschaftsförderung

Globales Engagement für bessere Chancen

Die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e. V. engagiert sich weltweit mit wachsendem Erfolg. Von der Verantwortung, über den Tellerrand zu schauen und sich global zu engagieren. 

„Die Sparkassenidee ist auch heute noch ein global vorbildliches Konzept“, sagt Heinrich Haasis, Ehrenpräsident des Weltinstituts der Sparkassen und Vorsitzender des Vorstands der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation. Aus dieser Vorbildfunktion erwächst für ihn auch die Verantwortung, über den regionalen Tellerrand hinauszuschauen und sich global zu engagieren: „Es steht uns als gemeinwohlorientierten Unternehmen sehr wohl an, etwas im übrigen Teil der Welt zu tun, obwohl wir lokale Institute sind.“

Die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation, die seit 1992 existiert, fördert weltweit Projekte zur Schaffung stabiler Finanzsysteme und ist mittlerweile in rund 50 Ländern aktiv. Aktuelles Beispiel für ein erfolgreiches Projekt ist der Aufbau der Mikrofinanzinstitution RENEW MFI in Bhutan nach dem Vorbild deutscher Sparkassen. Ein Thema, in dem die deutschen Sparkassen einiges an Kompetenz und Erfahrung vorweisen können, sagt Haasis. „Die Sparkassen waren in ihrer Frühzeit selbst Mikrofinanzinstitute und sind erst später Allfinanzinstitute geworden. Dieses Wissen geben wir gern weiter.“

Das Projekt im kleinen Himalaya-Staat Bhutan entstand aus der Kooperation mit einer örtlichen Nichtregierungsorganisation namens RENEW. Die Abkürzung steht für „Respect, Educate, Nurture and Empower Women“ und umschreibt den Fokus des Projekts: Es geht um die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von Frauen, vor allem in ländlichen Regionen. Mit im Boot ist als deutscher Projektpartner die Sparkasse Germersheim-Kandel. Insgesamt acht Mitarbeiter der Sparkasse waren seit dem Start des Projekts im Jahr 2011 vor Ort, um am Aufbau eines Angebots von Finanzdienstleistungen mitzuwirken. Im Gegenzug empfing die Sparkasse Delegationen aus Bhutan, um Einblicke in die Arbeit ihrer verschiedenen Bereiche zu vermitteln.

Ein “Center-Meeting” in Bhutan: Bei diesen Treffen werden kleine und kleinste Ersparnisse eingesammelt, Kredite aus- und zurückgezahlt und nicht zuletzt Erfahrungen ausgetauscht. Die Center Meetings dienen außerdem der Vermittlung von Grundkenntnissen der finanziellen Bildung.

Sparkassen waren früher selbst einmal Mikrofinanzinstitute

Ziel des Projekts ist es, eine professionelle Mikrofinanzinstitution (MFI) aufzubauen, die ein einfaches und nachfragegerechtes Produktportfolio aufweist, vor allem Spareinlagen und Kredite, und damit weite Teile der Bevölkerung erreicht. Das ist keine einfache Aufgabe. Denn Geld spielte bisher im Himalayastaat nur eine untergeordnete Rolle. Es gibt dementsprechend wenig ausgebildetes Personal und unklare Regulierungsvorschriften. Das kleine Land – etwa so groß wie die Schweiz – ist außerdem sehr dünn besiedelt, die Infrastruktur kaum entwickelt.

Vor diesem Hintergrund ist das Projekt schon erstaunlich weit gekommen. Das aufgebaute Institut hat mittlerweile mehr als 20.000 Kundinnen in zehn Provinzen und konnte über 10.000 Kredite vermitteln. Und es hat dazu beigetragen, dass sich die wirtschaftliche Situation und das Einkommen für viele der Kundinnen deutlich verbessert hat. So das Ergebnis einer Studie, die von der Sparkassenstiftung und einem unabhängigen Forschungsinstitut durchgeführt wurde.

Mikrokredite sind ein nicht unumstrittenes Instrument der Entwicklungsförderung: Manche Kritiker befürchten, dass gerade Menschen mit geringen Einkommen dadurch in eine neue Art der Schuldenfalle geraten könnten. Das Projekt in Bhutan will dieser Gefahr entgegenwirken, indem nicht nur die Vergabe von Krediten, sondern auch die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden und Geld zu sparen, aufgebaut wird. Dazu gibt es Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Bildung und Kompetenz bei den Teilnehmerinnen. Die Studie zeigt, dass sich im Zuge des Projekts die finanzielle Resilienz vieler Kundinnen verbessert hat, da sie über mehr Möglichkeiten zur Absicherung ihrer Existenz verfügen und diese auch in Anspruch nehmen. „Viele private Institutionen gründen Mikrokreditbanken und vergeben Kredite zu unsäglichen Bedingungen“, rügt Haasis. „Das macht es seriösen Anbietern schwerer, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Wir versuchen in den einzelnen Ländern Marktstrukturen einzuführen, die die Vergabe von Wucherkrediten verhindern.“

Projektvolumen verzehnfacht

Gegründet wurde die Stiftung im Jahr 1992. Der frühere DSGV-Präsident Helmut Geiger wollte das partnerschaftliche Modell, nach dem west- und ostdeutsche Sparkassen nach der Wiedervereinigung zusammengearbeitet hatten, auch für internationale Projekte fruchtbar machen. Inzwischen liegt das Projektvolumen bei etwa 21 Millionen Euro und hat sich seit der Gründung gut verzehnfacht. Der Großteil des Budgets kommt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von Einrichtungen wie die Weltbank. Knapp 1 Million Euro wird von den Mitgliedssparkassen der Stiftung zur Verfügung gestellt: Dazu gehören etwa 70 Prozent der Häuser in Deutschland.

Das Mikrofinanzprojekt in Bhutan ist nur eines aus einer großen Zahl von Vorhaben, die von der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation gefördert wurden. Seit der Gründung war sie auf nahezu allen Kontinenten und in über 90 Ländern aktiv. Aktuell unterstützt sie Projekte in etwa 50 Staaten, unter anderem in Westafrika ein Projekt zur Stärkung von Kreditgenossenschaftsverbänden, in Südamerika den Aufbau von Bildungs- und Verbandsstrukturen und in Tadschikistan ein Projekt zur effizienten Kreditvergabe an Kleinunternehmen, die von Frauen geführt werden. „Die Ausrichtung der Projekte hat sich in den vergangenen Jahren zum Teil geändert“, sagt Haasis. „Neben der Versorgung mit Finanzdienstleistungen sind auch der Klimaschutz und die Bekämpfung von Fluchtursachen in den Vordergrund gerückt.“

Bericht an die Gesellschaft 2018

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