Leitlinien für ein zukunftsfähiges Bildungssystem – Wissenschaftsförderung | DSGV - 2016
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Wissenschaftsförderung

Nachhaltigkeit besser vermitteln

Um nachhaltiges Denken besser in der Gesellschaft zu verankern, soll das Bildungssystem helfen. Geht das? Ein Gespräch mit Klaus Krummrich, Leiter Wissenschaft, Sparkassengeschichte, Nachhaltigkeit beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband

Sie waren als Mitglied des runden Tischs an der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ beteiligt, sind jetzt über die Wissenschaftsförderung der Sparkassen mit der internen Vermittlung der Nachhaltigkeitsidee befasst. Was war die Motivation für den DSGV und die Sparkassen-Finanzgruppe, sich für nachhaltige Bildung zu engagieren?

Die Erziehung zum Sparen ist ja den Sparkassen schon bei ihrer Gründung geradezu in die Wiege gelegt worden. Die Sparkassen-Finanzgruppe setzt sich deshalb auch seit Jahrzehnten für finanzielle und ökonomische Bildung in Deutschland ein. So kann der Beratungsdienst Geld und Haushalt auf ein 60-jähriges Bestehen zurückblicken. Heute bezieht sich sparen auch auf natürliche Ressourcen. Darüber hinaus sollen im Konzept der Nachhaltigkeit auch soziale Bezüge beachtet werden. Nur auf die Finanzen zu schauen greift heute zu kurz. Daher ist es nur folgerichtig, dass alle Angebote von Geld und Haushalt neben ökonomischen auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen. Für dieses nachhaltige und zukunftsfähige Bildungskonzept ist Geld und Haushalt dauerhaft als offizielle Maßnahme zur deutschen Umsetzung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet worden. Neben dem Beratungsdienst sind weitere Einrichtungen für nachhaltige Bildung aktiv, wie der Sparkassen-SchulService, die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation und die Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe. Auch die Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe und die Akademien haben Nachhaltigkeitsfragen in die interne Aus- und Weiterbildung integriert.

Welchen Beitrag leistet die Sparkassen-Finanzgruppe zur Förderung eines nachhaltig orientierten Bildungssystems? Haben Sparkassen gar ein Bildungsmandat?

Wirtschafts- und Finanzbildung ist in verschiedenen Sparkassengesetzen verankert. Dafür gibt es auf jeden Fall ein Mandat. In heutiger Betrachtungsweise sollten aber auch die ökologischen und sozialen Aspekte mitbedacht werden. Bei den Akteuren der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gab es durchaus unterschiedliche Auffassungen darüber, ob unternehmensnahe Einrichtungen geeignete Bildungsanbieter sind. Von der Sachkunde ja, aber wie sieht es mit den eigenen Geschäftsinteressen aus? Wir konnten immer entgegnen, dass unsere Einrichtungen nichts mit dem vertrieblichen Kundengeschäft zu tun haben, sondern sich der neutralen Finanzbildung entsprechend dem öffentlichen Auftrag verpflichtet sehen. Somit leisten unsere Bildungseinrichtungen einen bedeutenden Beitrag, insbesondere dadurch, dass ganz im Sinne der Nachhaltigkeit neben den ökologischen und sozialen Aspekten auch immer die wirtschaftlichen Hintergründe mit reflektiert werden. Dies ist bei Vertretern einer reinen Umweltbildung vielfach nicht der Fall.

Die Förderung finanzieller Bildung ist für die Sparkassen traditionell ein wichtiges Thema. Welchen Beitrag kann diese Förderung für die Stärkung nachhaltigen Denkens und Handelns leisten?

Ganz salopp könnte man formulieren: Ohne Moos nix los. Oder ernsthaft: In der Nachhaltigkeitsidee ist die wirtschaftliche Entwicklung integraler Bestandteil, weil ja Lebensqualität nicht nur von sauberer Luft, sondern auch von der Fähigkeit abhängt, die eigenen und die Bedürfnisse anderer mit Gütern und Dienstleistungen dauerhaft zu befriedigen und Konsum- und Finanzentscheidungen so zu treffen, dass sie zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen. Bei der Finanzbildung geht es um den selbstverantwortlichen Umgang mit den eigenen Finanzen und die Vermeidung von Überschuldung. Das ist für eine gute wirtschaftliche Entwicklung jedes Einzelnen, aber auch der ganzen Gesellschaft, unabdingbar. Der DSGV engagiert sich deshalb auch im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ des UNESCO-Weltaktionsprogramms und setzt im eigenen Bildungskontext entsprechende Maßnahmen um.

Nicht nur als Bildungsförderer, sondern auch als Ausbildungsunternehmen sind die Sparkassen selbst ein Element des Bildungssystems. Lernen Auszubildende in der Sparkasse nachhaltiges Denken? Und wie wirkt sich das später im beruflichen Alltag aus?

In der Ausbildungsordnung für Bankkaufleute sind einige Elemente des betrieblichen Umweltschutzes angelegt. Deshalb sind übrigens auch die Auszubildenden gute „Umweltbotschafter“ in den Häusern. Sparkassen fördern durch ihre Tätigkeit regionale Wirtschaftskreisläufe. In der Interaktion zwischen Kunden und Mitarbeitern wird daher Zukunftsgestaltung für die Region betrieben – mit Kommunen, mit dem Mittelstand, mit der gewerblichen Wirtschaft und mit den privaten Kunden. Es ist sehr zu wünschen, dass dieses Denken später in den Berufsalltag mit übernommen wird mit der Devise: Sparkasse ist mehr als nur Bank. Gewinn und dessen Maximierung ist nicht das Hauptziel sparkassenwirtschaftlicher Betätigung.

Sie haben bereits in den 90er-Jahren für die Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe zur Rolle der Kreditwirtschaft in einer nachhaltigen Gesellschaft Forschungsaufträge vergeben. Wie bewerten Sie die Entwicklung seither? Wo sind Erfolge erzielt worden, wo gibt es noch Nachholbedarf?

In vielen Bereichen haben wir einen gesicherten Sachstand, etwa zur Vorteilhaftigkeit der Vermögensanlage privater und institutioneller Investoren in nachhaltige Geldanlagen. Das ist ja auch ein wachsendes Segment im gesamten Finanzmarkt. Über die Vorteile eines betrieblichen Umweltmanagements muss man nicht mehr reden. Es gibt aber noch Bereiche, in denen Forschung notwendig ist. Ein Beispiel: Viele sprechen heute von Klimarisiken durch CO2-Ausstoß und von der Gefahr von „stranded assets“, also eines Kursverfalls der Förder- und Verarbeitungsunternehmen von fossilen Energien, mit entsprechenden Risiken für die Depots und die Finanzmarktstabilität. Aus diesem Grund wird auch von der Finanzwirtschaft bisweilen gefordert, solche Risiken in ihre Kredit- und Anlageempfehlungen und -entscheidungen einfließen zu lassen. Noch ist ziemlich unklar, wie die Finanzwirtschaft mit solchen Risiken, die meist weit in der Zukunft liegen, methodisch überhaupt umgehen soll; und ob der Weg, über die Unternehmens- und Projektfinanzierungen Einfluss zu nehmen, überhaupt wirksam für den Klimaschutz ist. Hier gibt es noch viel Forschungsbedarf.

8.1. Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe

Die Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt in allen Regionen Deutschlands Universitäten und Fachhochschulen bei ihrem Bildungs- und Forschungsauftrag und fördert damit in besonderer Weise die Zukunftsfähigkeit des Standorts. Ihren Fokus legt die bundesweite Gemeinschaftseinrichtung „Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V.“ darauf, Forschung und Lehre im Bereich des Geld-, Bank- und Börsenwesens zu unterstützen.

2016 hat sie neun (2015: neun) Forschungsvorhaben an Hochschulen und wissenschaftlichen Instituten im gesamten Bundesgebiet gefördert, mehrere wissenschaftliche Tagungen mitfinanziert und zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Literatur beigetragen. Besondere Schwerpunkte im Berichtsjahr lagen zum einen in der Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Gründungsforschung (FGF) e.V., der führenden wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Unternehmensgründung, -finanzierung und Mittelstandsfragen. Die Sparkassen-Wissenschaftsförderung unterstützte die Jahreskonferenz des FGF und vergab darüber hinaus den Preis für das beste Forschungspapier junger Wissenschaftler. Gefördert wurde zum anderen auch die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Finanzwirtschaft (DGF), der anerkannte Wissenschaftler aus der Bank- und Kapitalmarktforschung angehören. Zudem stiftete die Sparkassen-Wissenschaftsförderung den Preis für das beste Doktoranden-Forschungspapier.

17 Stiftungen in der Sparkassen-Finanzgruppe setzen sich ausschließlich oder schwerpunktmäßig für die Förderung von Wissenschaft und Forschung ein.

Bericht an die Gesellschaft 2016

Initiativen