Vorwort DSGV-Präsident Helmut Schleweis

Sparen und Investieren in Zeiten vielfältiger Krisen

Lieber Leserinnen und Leser,

die Transformation zu einer stärker durch Nachhaltigkeit geprägten Wirtschaftsweise ist eine Jahrhundertaufgabe und vermutlich das größte Investitionsprogramm dieser Dekade. Die EU hat mit der Einführung einer einheitlichen Taxonomie ein klares Signal gesetzt, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel mit Nachdruck voranzutreiben. Unabhängig davon, wie man zu den Vorgaben im Einzelnen steht, muss man anerkennen, dass Nachhaltigkeit damit zu einem zentralen und vor allem überprüfbaren Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung wird.

Dass sich diese Aufgabe der Transformation in einer Zeit stellt, die von politischen, sozialen und ökologischen Krisenszenarien und Unwägbarkeiten geprägt wird, zeigt deutlich, wie dringend notwendig ihre Bewältigung ist. Sie erhöht aber auch die Komplexität und trägt dazu bei, dass gesellschaftliche Debatten und Konsensfindungsprozesse teilweise mit ungewohnter Heftigkeit geführt werden.

Bei allen Schwierigkeiten in der aktuellen Entwicklung gibt es jedoch auch ermutigende Zeichen, die uns zeigen, dass wir den anstehenden Herausforderungen selbstbewusst und mit Optimismus begegnen dürfen. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bislang besser verkraftet als von vielen befürchtet. Und auch wenn die individuellen Sparleistungen zurückgehen, sind dank des hohen Rücklagenniveaus der Menschen in Deutschland ernsthafte finanzielle Notlagen vielfach ausgeblieben.

Einmal mehr zeigt sich auch, dass die Sparkassen bereit und in der Lage sind, ihre Kundinnen und Kunden durch schwierige Zeiten zu begleiten und wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. Indem sie den Menschen auch in Zeiten hoher Inflation den Zugang zu individuell passenden und strategisch klug geplanten Finanzierungs- und Anlagemöglichkeiten eröffnen, leisten sie auch aus volkswirtschaftlicher Sicht einen wichtigen Beitrag zur sozialen und politischen Stabilität im Land.

Klar ist darüber hinaus, dass die Transformation viele Chancen und Perspektiven für soziale Innovationen und Investitionen eröffnet. Um diese zu nutzen, brauchen die Menschen verlässliche Partner, die ihnen die notwendigen Instrumente und Werkzeuge an die Hand geben. Die Unternehmen und Verbände der Sparkassen-Finanzgruppe haben frühzeitig die Tragweite der anstehenden Herausforderungen erkannt. Auf Basis ihres traditionell nachhaltig geprägten Geschäftsmodells haben sie Strukturen und Konzepte entwickelt, mit denen sie den deutschen Mittelstand in der Transformation zur nachhaltigen Aufstellung begleiten und unterstützen können. Dazu haben die Sparkassen ein neues Finanzierungsrahmenwerk entwickelt. Es bietet den Sparkassen eine praxisorientierte Lösung, um die gewerblichen Kunden bei der nachhaltigen Aufstellung zu beraten und nachhaltige Investitionen zu klassifizieren sowie passgenau zu finanzieren. Damit sind die Sparkassen ihrer Zeit voraus und können auch im regulatorischen und wirtschaftspolitischen Dialog eine führende Rolle einnehmen.

Der vorliegende Bericht an die Gesellschaft beleuchtet einige der konkreten Aufgaben und Herausforderungen. Und er zeigt, welche Wege die Sparkassen, ihre Verbände und die Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe eingeschlagen haben, um ihnen zu begegnen.

Zugleich ist aber auch die Politik gefordert, den Zugang zum volkswirtschaftlichen Mehrwert für Bürger und Unternehmen zu erleichtern, statt ihn durch bürokratische Hürden bei der Beratung zu den verschiedenen Spar- und Anlagemöglichkeiten oder durch hochkomplexe Berichtspflichten für den Mittelstand weiter zu erschweren. Die deutschen Sparkassen sind zu einem Dialog über den besten Weg dorthin bereit.

Ihr

Helmut Schleweis