Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation

Landwirtschaft als Anker: Nachhaltiger Wiederaufbau in der Ukraine

In der Ukraine und in Moldawien unterstützt die Deutsche Sparkassenstiftung, finanziell gefördert durch die Bundesregierung, die ländliche Entwicklung, um die Folgen von exogenen Schocks (ursprünglich Klimawandel, aber aktuell auch die langfristigen Folgen des Krieges) auf die Landwirtschaft abzuschwächen. Im Rahmen dieser Projekte entstehen unter anderem ein Climate Atlas und ein Risiko-Compass.

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Das Getreide aus der Ukraine ist nicht nur für die Menschen vor Ort extrem wichtig, sondern auch in Afrika und Asien ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Wegen des Kriegs fehlt es den verbliebenen Landwirten in der Ukraine an Diesel, Dünger und Saatgut, was schwerwiegende Folgen für die Ernte hat. Zeitgleich sind die Anbauflächen und damit insgesamt die Zukunft der ukrainischen Landwirtschaft durch die anhaltende Dürreperiode gefährdet, da auch dieser Teil der Erde vom Klimawandel stark bedroht ist.

In Zukunft sicher aufgestellt

Ein Climate Atlas könnte Abhilfe schaffen, um den Anbau von Getreide klimaadaptiv zu gestalten. Der digitale Climate Atlas funktioniert ähnlich wie eine Wetter-App oder ein Regenradar: Per Klick auf die Landkarte bzw. die Region erhält man nützliche Informationen zu den prognostizierten klimabedingten Veränderungen.

Die Daten für den Climate Atlas stammen aus einer umfangreichen Klimastudie „Climate Risk Services“, die von der Deutschen Sparkassenstiftung und der ukrainischen Umweltorganisation AgriAnalytica durchgeführt wurden. In der Klimastudie wurden Wetterdaten ausgewertet und klimabedingte Vorhersagen für den Anbau von Getreidesorten in der Ukraine erstellt.

Ukrainische Landwirte können mit den Climate Atlas vorhergesagte Dürreperioden einplanen und die Auswahl von Nutzpflanzen und unterschiedlichen Anbausystemen anpassen. Auf bestimmte Gemüse- oder Getreidearten, die viel Wasser benötigen, würde dann beispielsweise verzichtet werden.

So werden Ernteausfälle minimiert und die vorhandenen Ressourcen nachhaltig verplant. Auch der persönliche Verlust für die Landwirte und deren Finanzinstitute wird verringert. Denn die meisten Landwirte sind Kundinnen und Kunden kleiner Finanzinstitute (Mikrofinanzinstitute), die durch klimabedingte Kreditausfälle gefährdet sind.

Das Gegenstück zum Climate Atlas ist ein sogenannter Risiko-Compass, der ukrainischen Mikrofinanzinstitute bei der Einschätzung von klimabedingten Risiken während der Kreditvergabe unterstützen soll. Beim Risiko-Compass werden neben Wetterdaten und Klimarisiken auch die ESG – Environment, Social, Governance Anlagekriterien miteinbezogen, welche teilweise auch im Rahmen der Klimastudie erhoben wurden.

Zusammen minimieren Climate Atlas und Risiko-Compass das Risiko für klimabedingte Ausfälle und helfen dabei, den angeschlagenen Finanzmarkt in der Ukraine zu stabilisieren.

Wissen vermitteln zum Klimawandel

Eine wichtige flankierende Maßnahme ist die Aufklärungsarbeit vor Ort: Sowohl die Bevölkerung als auch die Mikrofinanzinstitute sollen dabei besser über den Klimawandel und dessen Folgen in ihrem Land informiert werden. Durch den Krieg haben viele Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Existenz verloren und müssen von neu anfangen – auch in unbekannten Branchen.

Das hierfür entwickelte Finanz-Training Micro Business Game gibt eine spielerisch angelegte Starthilfe – die Teilnehmenden erhalten grundlegende Kenntnisse zur Unternehmensgründung und zur (Agrar)finanzierung für den Wiederaufbau. Die Trainings sind an die lokalen Strukturen angepasst und richten sich an kleine Unternehmen und Start-ups oder an Interessierte, denen das nötige Know-how fehlt.

Direkten Bezug zur Landwirtschaft bietet darüber hinaus das Farmers Business Game, bei dem die wirtschaftliche Planung eines landwirtschaftlichen Betriebes und die Risikominimierung durch Sparen, Kreditprodukte oder Versicherungen im Vordergrund stehen. Aktuell wird auch ein ergänzendes neues Trainingskonzept für nachhaltige Landwirtschaft in der Ukraine entwickelt, indem die Teilnehmenden lernen, klimabedingte Finanzentscheidung zu treffen.

Herausforderungen für das Aufnahmeland Moldawien

Auch in Moldawien werden die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft deutlich. Seit Kriegsbeginn im Februar sind viele tausende Menschen sind in die Nachbarländer geflüchtet, vor allem in der Republik Moldau leben nun viele Ukrainerinnen und Ukrainern.

Die Republik Moldau gehört jedoch zu den ärmsten Ländern Europas, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung in ländlichen Gebieten lebt. Die oben genannten Trainings, sollen, angepasst an den lokalen Kontext, aufklären, dem Klimawandel  entgegenwirken und dabei helfen, sich gegen dessen Folgen abzusichern.

Eine weitere Herausforderung für das Aufnahmeland ist der Zugang zu Finanzdienstleistungen von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern. Gerade wenn die akute humanitäre Hilfe nachlässt, braucht es dauerhafte Bleibeperspektiven. Daher entwirft die Deutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit moldawischen Mikrofinanzinstituten passende Produkte, damit Geflüchtete ein Konto eröffnen können. Diese Programme sollen bei der wirtschaftlichen Eingliederung helfen, damit auch Geflüchtete Zugang zum Finanzmarkt haben.

Global denken, lokal handeln, international kooperieren

Die Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e.V., arbeitet seit 30 Jahren für finanzielle Inklusion weltweit. Sie ist eine gemeinnützige Organisation und die entwicklungspolitische Einrichtung der Sparkassen-Finanzgruppe. Sie trägt das Erfolgsmodell Sparkasse über regionale Grenzen hinaus in die Welt mit dem Ziel, Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen und damit Perspektiven für einen Weg aus der Armut zu schaffen. Mehr über die Arbeit der Deutschen Sparkassenstiftung erfahren Sie in dem Kurzfilm.